Nach langer Zeit habe ich mir mal wieder ein Formationsturnier live vor Ort angesehen und dieses direkt mit der Regionalliga am Samstag zusammen. Eines direkt vorweg, ich war so dermaßen über das Niveau der Ligen erschüttert, dass es wohl auch für längere Zeit, die letzten Besuche in den unteren Ligen gewesen sind.
Doch zu den Teams der Oberliga meine bescheidene Meinung.
1. UTC Münster Solide austrainierte Leistung, mit starker Anlehnung an die Vorjahreschoreographie zur „neuen“ Musik, was nicht immer stimmig wirkt. Tänzerisch starkes Gefälle innerhalb der Mannschaft; zwei tänzerisch gute Herren und eine Dame können nicht darüber hinwegtäuschen, dass in diesem Bereich nicht die Stärken des Teams liegen. Leider sorgt, der unvermittelte blaue Fransenabschluss der Kleider nicht nur für Verwunderung, weil er farblich keinen Bezug zum restlichen Kleid hat, er lenkt auch direkt den Blick auf schlechte Beinlinien und Fußpositionen der Damen. Oder das blau wurde nur gewählt, damit der Trainer seine Schuhe ausführen konnte? Sollten stark an der tänzerischen Leistung arbeiten, wenn sie nicht von Emsdetten überholt werden wollen.
2. Emsdetten Meiner Meinung nach die stimmigste und ausgewogenste Leistung des Tages. Auch wenn das Konzept Schwächen im Bereich Durchgängigkeit und Geschwindigkeit hat, war es sauber umgesetzt. Die Mannschaft wirkt in sich auch sehr harmonisch und lässt kein größeres Gefälle innerhalb des Damen- und des Herrenteams erkennen. Zudem verstehen sie es, die Choreographie mit Überzeugungskraft und Selbstbewusstsein auf die Fläche zu bringen. Hier ist für die kommenden Turniere sicherlich ohne Probleme möglich, den ersten Platz anzugreifen und wohl auch zu erobern.
3. Borken/Wesel Besser als im Vorfeld zu erwarten. Bis auf den wertbaren Sturz im Roundabout, da er auf mangelnde Balance der Dame zurückzuführen war und die unsauberen Drehungen im Wind inklusive verpatztem Ausgang, eigentlich eine ganz ordentliche Performance. Leider wirkte die Mannschaft nervös und nicht selbstbewusst, was bei diesem Konzept aus dem Hause Kallrath-Runge nahezu tödlich ist. Zudem sehen die Herren wie schmalbrüstige Hänflinge neben den Damen aus, da die Kleider, unabhängig von der Statur der Damen, diese doch sehr breit und wuchtig in der Schulterpartie wirken lassen. Wenn sie die Mankos in den Schwierigkeiten beseitigen können und an der Präsenz und Überzeugung arbeiten, sollte der Abstand zu 1 und 2 verkürzt werden können.
4. Witten Die erste große Enttäuschung des Tages. Es war nett, aber das reicht bei einem Konzept, welches so durchgenudelt ist, dass es 90% der Halle runterbeten kann, nicht. Es blieb nachhaltig nichts in Erinnerung, außer dass die Choreografie durchgeschlufft wirkte. Kraft- und emotionslos ohne Highlights. Dabei kann Fortis Nova immer noch zünden, wenn die Mannschaft es versteht, die choreografisch und musikalisch vorgesehenen Wechsel im energetischen Bereich umzusetzen.
5. VfL Bochum Bochum überzeugt mit ausgewogenem Mix aus tänzerisch wirken und einem annehmbaren Level an Synchronität. Zwar hat die neue Cheftrainerin des Vereins eine passende neue Choreographie auf die Vorjahresmusik geschaffen, die sich auch an den Stärken der Mannschaft orientiert, retten kann es die uninspirierte Musik jedoch nicht, welche nach wie vor wie lästiges Beiwerk vor sich hin plätschert. Größtes Manko des VfL B-Teams waren alle über dem Kopf geführten Drehungen, diese wurden selten bis nie gleichzeitig beendet und die Führungshand wird dann sehr individuell von jedem einzelnen heruntergenommen. Wenn sie das abstellen, sind sie schon ein großes Stück weiter, da es sich von Anfang bis Ende durchzieht.
6. Bodelschwingh Eigentlich ordentlich mit gut austrainierten Passagen, welche sich mit dem Gegenteil abwechseln. Zu gut für weiter unten, aber zu schwach, um im Laufe der Saison an die Teams im großen Finale heranzukommen.
7. Niederrhein Haben einfach Glück, dass mit dem TTC eine absolute Nachwuchsmannschaft noch in der Liga ist. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, da es sonst zu sehr ausufern würde.
8. TTC Bochum Wie schon erwähnt, eine Nachwuchsmannschaft, der man Zeit geben muss. Jede weitere Äußerung wäre hier nicht angebracht.
Insgesamt muss man feststellen, dass die Oberliga sehr sehr schlecht vom durchschnittlichen Niveau ist und daran sind noch nicht einmal die Vereine alleine schuld. Der TNW, hätte die geplante Reform mit einer Oberliga und Landesliga einfach durchsetzen sollen, statt wieder einen Rückzieher zu machen. Dann hätte man eine Oberliga mit der Chance auf ein weistestgehend ausgeglichenem Niveau und eine Landesliga, wo sich Nachwuchsmannschaften, wie bspw hier der TTC mit ihresgleichen messen können.
Ferner musste ich leider feststellen, dass die eingeführte Begrenzung an Schwierigkeiten weder etwas bringt, dass sich die Teams mehr mit dem Tanzen beschäftigen, noch dass es zum Schutz der Gesundheit der Aktiven dient, solange die Trainer den Sinn und Zweck nicht verstehen und verbotenes dann kurz vor dem Gong im Einmarsch zeigen und die gewonnene Zeit im Wertungsteil mit Gehen oder Posen füllen. Hier ist der Verband gefordert, darüber nachzudenken, jedes Jahr tänzerische Pflichtfiguren je Tanz festzulegen (je nach Ligastufe) und diese gesondert als 5. Kategorie in die Wertung einfließen zu lassen. Nur so kann auf Dauer dem tänzerischen Aspekt mehr Rechnung getragen werden und die Verbesserung der Qualität durch den Verband gesteuert werden.
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