Hier mal ein kleiner Gedankengang zum Thema Judging-System – sozusagen als Diskussionsgrundlage, weil das Thema hier ja nun aufgeworfen hier wurde.
Wäre es nicht ein Ansatz, wenn man das neue WDSF-Judging-System 2.0 auf Formationstanz umlegt?
Geht man davon aus, dass tänzerische Qualität gleich tänzerische Qualität ist und geht man davon aus, dass diese tänzerische Qualität im Formationstanz in der Mannschaft möglichst ansprechend umgesetzt werden soll, dann wäre Werten mit dem neuen System kein Problem.
12 Wertungsrichter werden vor ihre Laptops gesetzt. Diese zwölf Wertungsrichter werden zufällig in 4 Gruppen zu je drei WR gelost und bekommen pro Runde nur exakt ein Wertungsgebiet, welches sie begutachten müssen. Von Runde zu Runde würden die 3er WR-Teams den Gebieten neu zugelost werden. Ein Wertungsrichter bekommt also erst zu Beginn der Runde auf seinem Computer angezeigt, was er oder sie zu bewerten hat und kann sich auf exakt diesen einen Aspekt konzentrieren. In der nächsten Runde werden die Gebiete neu ausgelost.
Die Wertungsgebiete sind „Technical Quality“, „Movement to Music“, „Partnering Skill“ und „Choreography and Presentation“ und werden mit Punkten bewertet. Diese Punkte würden zusammengezählt werden und als Grundlage für den Platz benutzt werden. Hier die genauere Beschreibung des Systems:
http://youtu.be/8fFl45VT3-kWürde man dieses System auf Formation umsetzen, müssten die WR diese Gebiete einfach auf eine Mannschaft umsetzen. Dinge wie Synchronität oder Bildersauberkeit sind ja ohne Probleme auf die Gebiete umsetzbar. Im Vergleich zu Grand Slam-Turnieren dürften die WR absolut entspannt sein, weil sie deutlich mehr Zeit haben, um zu ihrer Wertung zu kommen als es im Einzel der Fall ist.
Dieses System findet in der WDSF schon Anwendung. Die Software ist vorhanden und die WR darauf soweit geschult. Für eine Europa- oder Weltmeisterschaft wäre auch nicht zu viel verlangt 12 WR zu stellen. Durch das Splitting der Gebiete und dem zufälligen Aufteilen, würden politisch motivierte Wertungen erschwert bzw. abgeschwächt werden.
Mir ist bewusst, dass gerade der letzte Punkt „Choreography and Presentation“ diskutiert wird, weil es womöglich zu einer Höher-Schneller-Weiter-Mentalität einladen könnte.
Nichtsdestotrotz ist dieses System – auch wenn es nicht perfekt ist – schon vorhanden und international schon in der Anwendung. Meiner Ansicht nach, könnte es relativ schnell für den Formationstanz modifiziert werden. Die Ergebnisverkündung durch das Hochhalten von Tafeln würde natürlich entfallen, aber das ist im Einzel in den großen Wettkämpfen auch schon seit längerer Zeit so und ich sehe nicht, warum das ein Problem sein soll. Und wenn ein Wertungsrichter in der Lage sein muss, sechs oder mehr Paare in 100 Sekunden nach diesem System zu bewerten, sollten es nicht so das Problem sein, Formationen zu bewerten, wenn man dafür 270 Sekunden pro Mannschaft hat.
Lange Rede – kurzer Sinn: in der WDSF ist ein anderes Wertungssystem längst realisiert – warum nutzt man es nicht einfach auch für Formationen?